Sonntag, 1. Oktober 2017

Bernina 580 *Stickmodul Teil 2*



Der Plan stand schon vor fast einem Jahr. Die Umsetzung ließ auf sich warten. Jedoch war dieses mal nicht ich die Verursacherin der Verzögerung, sondern die Suche nach der richtigen Stickdatei trennte mich von diesem Oberteil.
Ursprünglich wollte ich dringend ein schlichtes, dunkles Shirt mit floraler Blumenstickerei um den Ausschnitt. Schon als ich mich das erste mal mit dem Stickmodul meiner B580 beschäftigte war klar, dass ich einen gleichmäßig akkurat "umblümelten" Ausschnitt sowie eine Form mit mittiger Spiegelachse erst mal nicht ohne weiteres hinkriegen werde. Seine Grenzen zu erkennen ist ja schon mal ein Anfang.



Ich hatte eine recht genaue Vorstellung von der Stickdatei die ich suchte. Floral, skandinativ, bunt, bisschen retro, mit schönem Schwung um zumindest von einer Schulter zur Mitte des Ausschnittes zu ragen wenn schon die Nummer mit der Spiegelachse nichts werden sollte. Wie eine Wahnsinnige habe ich danach gesucht und irgendwie gab es doch an jeder Datei etwas auszusetzen.
Bis ich diese, ein Freebie aus einer Serie fand hatte ich schon fast aufgegeben und auch schon das eine oder andere Kaufshirt ins Auge gefasst. Das Motiv ist nicht ganz so wie es geplant war, aber als ich es sah, wußte ich, dass es DAS Shirt wird. OK, in diesem Moment hatte ich ich noch ein schwarzes Shirt vor Augen bis ich feststellte, dass ich eben doch nicht genügend Stoff hatte aber zumindest die Stickerei war fix.



Auf einem Probestoff machte ich die ersten Versuche, die sowas von in die Hose gingen, dass ich davon auch gar nicht mehr erzählen will. Da aber Stoffqualität und Stickflies sowieso andere Qualität hatten als beim richtigen Versuch, war das Ziel auch primär die Größe der Datei zu ermitteln um sie mal auf eines meiner nach gleichem Schnitt genähten Shirts legen zu können. Das klappte soweit und ich war doch recht motiviert und schnell beim Originalstoff. Man ahnt hier schon, dass es etwas zu schnell ging...



Hochmotiviert legte ich los und musste schon nach den ersten Stichen feststellen, dass der Stoff ausreißt und praktisch unter der Nadel weg bricht. Trauriger Anblick, aber ich hab es zu Ende gebracht um am nächsten Tag im örtlichen Laden für die Auswahl der richtigen Hilfsmittel ein Ansichtsexemplar zu haben.
Und jetzt kommt der Teil über den ich mich wahnsinnig aufgeregt habe und die Insta-Story-Gucker bescheid wissen.
Die Anfrage im Laden war ganz klar: dieses Motiv, dieser Stoff, schon klar, dass es schwierig wird aber ich will es trotzdem, also welches Stickvlies, welche Nadeln.
ie Antwort: geht nicht
"Geht nicht" ist die Zusammenfassung eines Vortrages über die hohe Kunst des Stickens der die Punkte *viel zu massives Motiv für viel zu feinen Stoff*, *viel zu schlecht ausgearbeitete Datei*, viel zu unregelmäßiger Stoff*, *ohne die große Software zur Bearbeitung der Datei nicht machbar* umfasste.
Meiner Bitte, dass sie mir doch bitte einfach nur das beste Material verkaufen möge das sie für diesen Fall ansatzweise empfehlen könne, ich würde mich auch sicher nicht beschweren wenn es nicht klappen würde kam sie wirklich nur mit allergrößter Überwindung nach.
Ganz im Ernst, ich kann verstehen, dass ein "Profi" entsetzt ist was ich mit der Sticki veranstalte, aber wenn ich sage, dass es für mich total ok ist mit normalem Garn zu sticken weil ich gar kein glänzendes Motiv möchte und ich in Kauf nehme, dass dieses Motiv auf diesem Stoff nie ganz perfekt werden wird, dann ist DAS GEHT NICHT einfach keine Antwort die mich als Kunde zufrieden stellt. Wirklich nicht.
Und überhaupt, in diesem Laden arbeiten ausschließlich jene Damen, wegen denen ich es früher vorgezogen habe, Nähen nicht als mein Hobby anzugeben. Diese älteren Ladys in wallenden Gewändern mit gefilzten Broschen, langen Ketten und Walk- oder Strickwesten die einem erzählen wollen was gerade total angesagt ist in dieser neuen Duuuuuitjursälfkomjuniti.
Versteht mich nicht falsch: Ich hab kein Problem, wenn jemand Broschen filzt, üppigen Schmuck bastelt und diesen zum bodenlanges Gewand und Westen trägt. Aber wenn er mich nicht richtig beraten will und erstmal alles schlecht macht was ich plane, dann hört der Spaß auf. Da möchte ich einfach lieber ein bisschen mehr DerKundeIstKönig sein. 



So, fertig aufgeregt, zurück zu den Fakten.
Mit Klebestickvlies, Anti-Glue-Nadeln und noch zusätzlicher Einlage um die Stoffrückseite zu verstärken wollte ich Berni mein besticktes Traumshirt entlocken. Und, ganz wichtig, sie sollte alle Zeit der Welt haben. Im Klartext: ganze 170 Minuten. HUNDERTSIEBZIG!
Das ist schon eine Ansage, aber ich hab glücklicherweise schon nach den ersten Stichen gesehen, dass ich für die Geduld belohnt werden würde. Kein Vergleich zum ersten Versuch.



Während die gute B580 also ihren Job erledigte und ich nur für den Farbwechsel oder das Füllen der Unterfadenspule parat stehen musste, hatte ich genügend Zeit mich mit einem anderen Problem zu beschäftigen.



Ein Meter Stoff und zwei zugeschnittene Vorderteile ergeben einen gewissen Engpass beim Zuschnitt der Rückseite des Shirts. Zum Glück hatte ich vom letzten Oberteil aus diesem Stoff noch ungefähr eine halbe Shirtbreite übrig und entschied mich also für die total angesagte Teilungsnaht in der Mitte. Kurz kam sogar der Gedanke aus, sie noch pink oder Orange zu covern...
Mittlerweile habe ich den Stoff nochmal bestellt, aber in dem Moment, als ich wußte, dass es mit der Stickerei klappen würde, war es völlig abwegig zwei Wochen auf die Fertigstellung des Shirt zu warten bis der Stoff den langen Weg aus Finnland nach Stuttgart geschafft hätte. Völlig abwegig!



Ende gut, alles gut. Ich bin so froh mit meinem Oberteil und werde mir auf jeden Fall noch ein ähnliches in schwarz nähen und besticken. Außerdem wäre ein Pulli auch ganz wunderbar...
Ich weiß ja mittlerweile, dass Sticken Zeit, das richtige Zubehör und auch Übung braucht.
Viel entscheidender finde ich aber die andere Lektion dieser Geschichte: wenn jemand sagt, dass etwas nicht klappen kann und man auf jeden Fall scheitern wird, sollte das definitiv kein Grund sein es gar nicht erst nicht zu versuchen. Man sollte nur einfach beim Versuchen schön vorsichtig sein und lieber etwas langsam machen.












Stoff: Stoff: Biobaumwolljersey Hippu Single in Oliv von Nosh (Kooperation)
Schnitt: Freebook Kirsten Kimono Tee von Maria Denmark

Stickdatei: Freebie "Kringel 2" von Huups
Verlinkt: Ich näh Bio


Die Bernina B580 wird mir im Rahmen einer Kooperation von der Nähwelt Flach zur Verfügung gestellt, das Stickmodul für die Modelle B560, 570, 580 könnt ihr euch hier näher angucken.

























15 Kommentare:

  1. Die Stickerei ist super geworden.
    Ja, über die lokale Beratung kann sich schon mal aufregen. Mir wurde mal erzählt, dass man Paspeln nicht selbst machen kann.
    Lieber Gruß Muriel

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    1. Du machst Paspeln selbst?! Nicht Dein Ernst! Gibts ja gar nicht! ;-)

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  2. Auch wenn das Shirt an dir echt fesch ist... als Deko am Kleiderbügel ist es noch genialer ;-)

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    1. Der Kleiderbügel ist ein Sperrmüllfund von einer Freundin die mir daraus dann ein Geschenk zum 30. Geburtstag bastelte. Ich liebe ihn!

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  3. Das war doch die Nummer, als du bei Bernina nach ner Stickdatei gefragt hast. Erinnerst du dich? Ein wirklich lange gehegter Traum. Hat sich gelohnt, an ihm festzuhalten. ❤️

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    1. Natürlich erinnere ich mich – ich suche ernsthaft schon seit einem Jahr nach einer passenden Datei! So ausdauernd bin ich selten!

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  4. Sehr gut!
    Story und Shirt!
    Ich hass es auch wenn ich in einem Laden was frag und dann mit Kommentaren 'das macht man aber xyz' 'da könnens net' 'wieso nehmens da net' 'da geht so a Stoff net' aufgehalten werd.
    Zum Glück hast du durchgehalten!
    Ich liebe bestickt auf diese Art.
    Lieber Gruß
    Elke

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  5. :-D Super Post!
    Das Shirt ist großartig. Du solltest dringend mal damit in besagten Laden marschieren, um das Zubehör, das du verwendet hast, nachzukaufen, "weil das so gut geklappt hat" (entgegen aller Unkenrufe) - oder um ihnen zu sagen, dass du das Zubehör demnächst doch lieber woanders kaufst und Du Dir eine fachkundige Beratung und hilfreiche Tipps demnächst lieber in dieser ominösen "Duuuuuitjursälfkomjuniti" holst. Immer wieder schade, wenn man im lokalen Handel so enttäuscht wird, finde ich.
    Super, dass Du Dich nicht hast entmutigen lassen.
    Liebe Grüße

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  6. Seit einiger Zeit bin ich stille Mitleserin... ;-) Nun muss ich mich doch mal zu Wort melden. Ich finde es super, wie du diesen Laden/oder die netten Damen dort beschreibst und hoffe, dass die ein oder andere aus solchen Geschäften das liest (wahrscheinlich aber eher nicht- ist ja zu modern diese Elektrik). Leider ist der einziger Stoffdealer hier in meiner Nähe auch mit solchen kompetenten, modischen Damen ausstaffiert. Ich glaube am liebsten würden sie nur Schneiderinnen der alten Schule bedienen. Man bekommt es auch ständig aufs Brot geschmiert, wie ihre Ausbildung noch aussah. Es kostet mich jedes Mal Überwindung diesen Laden zu betreten. Fragen tue ich mittlerweile gar nichts mehr. Wenn, wird nur das gekauft, was ich unbedingt brauche. Mittlerweile werde ich auch nicht mehr skeptisch beäugt, werde sogar gefragt, ob und wie ich das genäht habe. Von mir gibt es dann aber nur kurze,knappe antworten, da ich es nicht mag, wie sie mit Nähanfängern.... umgehen. Für mich zählt die Devise: Geht nicht gibt's nicht - und als Hobbynäherin darf man sich alles erlauben ;-) Perfekt müssen nur die Schneidermeister.
    Lieben Gruß
    Melanie

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    1. Hab noch was vergessen :-) Das Shirt, samt Stickerei finde ich 1 A

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  7. Keine Ahnung von Sticken aber das Shirt ist sooo super schön! Bei uns im Stoffladen ist das noch viel besser, die haben nämlich noch weniger Ahnung als ich *lol* wenn's denn nicht gerad um Karnevals oder Trachtenstofffe geht :P Aber Auswahl gibt's auch kaum also komm' ich um solche Gespräche drumrum und kämpfe mit langen Versandzeiten und Überraschungen beim Auspacken - na ja, immer seltener zum Glück!
    Alles Liebe, Mara

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  8. Haha... auch ich fühlte mich an den Handarbeitsladen bei uns vor Ort erinnert. Ich gehe inzwischen nur noch hin, wenn ich einen bestimmten Farbton eines Nähgarns brauche und ich ein Stückchen Probestoff dabei habe. Aktuell wartet hier ein rotbraunes Shirt auf seine Säume und der nächste Besuch in der Hölle steht an... seufz...

    Dein Shirt gefällt mir super gut, schade, dass es die Stickdatei nicht mehr gibt.

    Liebe Grüße
    Betty

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    1. Hallo Betty, Du kannst die Datei immer noch auf der Seite runterladen – auch wenn da ausverkauft steht. Klicke dazu einfach in den Reiter "Dateien", da kommst Du zum Direktdownload.
      Liebe Grüße!

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  9. Ich stelle mich mal an und warte bis du nochmal die Geduld von sich absolut lohnenden 170 Minuten aufbringst und vielleicht dann auch eins für mich abfällt! Ich finde es richtig genial und klasse, dass du es durchgezogen hast, trotz der widrigen Umstände und Hürden im Einzelhandel, dass du dich nicht hast unterkriegen lassen, um nun - bäm - dieses Prachtstück präsentieren zu können! Ich bin ja schon bei den ersten EInblicken in den Stories dahin geschmolzen, die Farben, das Muster, der Stoff, das Gesamtbild - ein Traum!
    Bitte in Massenproduktion gehen ;-)
    Liebe Grüße, Stephie

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